In Jenbach gibt es seit vielen, vielen Jahren den Wunsch, die Mobilität der älteren Bevölkerung und aller mobilitätseingeschränkten BürgerInnen zu verbessern.
Die Gemeinde Jenbach geht hier wieder einmal den einfachsten, aber zugleich auch teuersten Weg. Vorgelegt wurde ohne vorherige Beratung im Ausschuss für Tiefbau und Verkehr oder im Ausschuss für Umwelt und Mobilität ein Vertrag mit dem Verkehrsverbund Tirol über die Einführung des RegioFlink.
Dass auch Jenbacher, die dezentral wohnen, sich eine gute Verkehrsanbindung ans Zentrum wünschen, ist für uns klar und nachvollziehbar. Natürlich soll hier ein passendes Angebot geschaffen werden. Wenn man aber die veröffentlichten Zahlen aus Wattens – der RegioFlink Pilotgemeinde – näher analysiert, wird jede einzelne Fahrt pro Fahrgast von der Allgemeinheit mit ca. 12 Euro subventioniert. Die Hälfte davon kommt aus der Gemeindekasse.
Der RegioFlink ist eine Mischung aus Taxi und Ruf-Bus und kann von allen VVT-Karteninhabern ab 14 Jahren kostenlos benützt werden.
Die Kosten betragen allein für die Gemeinde Jenbach geschätzte 120.000 Euro pro Jahr. In den nächsten Jahren kommt noch die Indexsteigerung dazu. Für die beschlossene Vertragslaufzeit sprechen wir also von 600.000 Euro plus X.
Besonders ob der aktuellen prekären Finanzsituation und den kleinlauten Beteuerungen aller in der vergangenen Budgetsitzung, jeden Euro 2 x umdrehen zu wollen, vermissen wir hier die gebotene Sparsamkeit.
Viele andere Gemeinden in der Umgebung sichern die Mobilität der Senioren um einen Bruchteil der Kosten mit einem Dorftaxi auf Freiwilligenbasis oder mittels Gutscheinsystemen für Taxifahrten. Diese Systeme entsprechen zielsicher den Bedürfnissen. Die mobilitätseingeschränkten Personen werden bis zur Haustür gebracht oder bei Bedarf bis in die Wohnung unterstützt.
Bei dem in Jenbach gewählten System gibt es vordefinierte Einstiegspunkte, die bis zu 200 Meter entfernt vom Start oder Ziel liegen. Gerade diese Entfernung kann für Betroffene ein großes Problem darstellen.
Aus verkehrs- und umwelttechnischer Sicht ist das System RegioFlink ebenfalls kritisch zu betrachten. In den zwei Gemeinden, in denen das System eingeführt wurde, befindet sich lediglich bei ca. 30 bis 40 Prozent der Fahrten mehr als ein Fahrgast im Auto. Hinzu kommen noch die notwendigen Leerfahrten.
Durch das Gratis-Angebot für VVT-Karteninhaber sind wir uns sicher, dass Wege, die bisher zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt wurden, zukünftig ebenfalls mit dem (RegioFlink-)Auto zurückgelegt werden. Auch einige der ohnedies spärlichen Nutzer unseres Dorfbusses werden auf Einzelfahrten umsteigen.
Es entsteht somit die groteske Situation, dass durch Einführung eines öffentlichen Verkehrsmittels der Verkehr auf unseren Straßen sogar mehr wird.
Gerne hätten wir ausführlich und konstruktiv über ein wirkliches Seniorentaxi gesprochen. Auch die Optimierung des Ortsbusses für alle anderen, die etwas außerhalb wohnen, wäre sehr wichtig. Einer Mischlösung, die beides nicht richtig kann, können wir nach Abwägung aller Vor- und Nachteile leider nicht zustimmen. Für Senioren ist der RegioFlink nicht zielgerichtet und für alle anderen ist er ökologisch und verkehrstechnisch mehr als fragwürdig und zudem hochdefizitär.