Arch. Alfons Oberhofer hat sich sein gesamtes Arbeitsleben mit der Verbauung von Flussläufen im besiedelten Gebiet befasst. Hochwasserschutz ist im Siedlungsraum immer eine sehr komplexe Angelegenheit. Für den Kasbach empfiehlt er, einen interdisziplinären Zugang zu wählen. Es gibt viele verschiedene Bedürfnisse und Anforderungen, die für die Entstehung eines zufriedenstellenden Projektes miteinbezogen werden müssen. An diesem ersten Diskussionsabend waren sich alle einig, dass ein Abriss aller Häuser, damit dann ein “sicherer” Bachlauf durch Jenbach geht, wohl keine Lösung sein wird. Es wurde der Frage nachgegangen, was bedeutet für uns alle der Kasbach? Was macht die Identität eines Ortes aus und was braucht es, um einen zufriedenstellenden Planungsprozess aufzubauen, in dem möglichst viele Faktoren behandelt werden?
Es war eine spannende, teilweise auch durchaus emotionale Diskussion. Es liegt noch kein Konzept für die Kasbachverbauung vor, das Land Tirol hat eine Studie ausgearbeitet, wie die technische Verbauung aussehen könnte. Die Planung muss nun in einem breiten und öffentlich zugänglichen Prozess beginnen.
Das erste Treffen wurde fraktionsübergreifend von Neos und “Die neue Mitte” organisiert.
Ein paar Aussagen aus der Diskussion:
- Kasbachverbauung muss von vielen Blickwinkeln aus angegangen werden.
- Was ist die Vision für den Kasbach?
- Die Potenziale des Kasbachs für ein einzigartiges Ortsbild nutzen.
- Mauerausbesserungen, Beseitigung von Bewuchs und Instandhaltung müssen auch jetzt laufend erfolgen.
- Die Häuserzeile am Kasbach beherbergt Kraftwerke und die Entstehungsgeschichte unseres Ortes.
- Jedes Gebäude hatte früher eine Funktion für die Versorgung des Ortes – mehrere Mühlen in der Postgaste, Tischlereien, Brauerei…
- Der Kasbach ist die Energiequelle unseres Ortes.
- Jedes Gebäude kann saniert und mit neuen Funktionen gefüllt werden.
- Der Kasbach enthält eine große Fauna – Gäste und unsere Kinder gehen “Fische schauen” an den Kasbach.
- Der Klimawandel schafft neue Bedingungen – wir wissen noch nicht, wie sich das auf den Kasbach auswirkt.
- Nutzen wir den Kasbach zur Kühlung.
- Sorgen wir für mehr Grünräume in Jenbach – es wurde schon genug versiegelt.
- Machen wir uns auf den Weg eine Vision und einen Masterplan auszuarbeiten, in dem die zukünftige Entwicklung in allen Bereichen erarbeitet wird.
Wie geht es nun weiter? Alle Fraktionen sind jetzt gefordert, sich mit den verschiedenen Möglichkeiten zu befassen und in einem offenen Dialog mit der interessierten Bevölkerung und Experten aus verschiedenen Fachrichtungen den Kasbach in eine sichere Zukunft fließen zu lassen.
Fraktionsübergreifend sollen nun die nächsten Schritte für einen breiten Planungsprozess festgelegt werden. Unbedingt notwendig ist dazu, die Bevölkerung von Beginn an miteinzubinden und unter Einbezug der Ergebnisse der Bürgerbeteiligung in einer interdisziplinären Arbeitsgruppe mit Fachleuten aus verschiedenen Fachrichtungen einen “Masterplan” für die Entwicklung des Jenbacher Ortszentrums zu entwickeln.
Das Land hat vorgegeben, dass in dieser Legislaturperiode die Wünsche und Rahmenbedingungen der Gemeinde erarbeitet werden sollen. Der Planungsprozess wird daher den Gemeinderat in den kommenden 5 Jahren intensiv beschäftigen. Die tatsächliche Verbauung wird voraussichtlich in ca. 10 Jahren starten, das hängt aber auch von der Entwicklung des Gefahrenpotenzials des Kasbach ab.